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Sokratischer Dialog:

Psychisch gesund leben

 

Sokratischer Dialog

 

Diverse Therapieschulen nutzen die sokratische Methode ebenso wie Berater*innen und Seelsorger*innen, um ihrer Klientel wichtige Grundlagen für eine psychisch gesunde Lebensweise zu vermitteln:

- die Übernahme von Eigenverantwortung,
- den Mut zur Selbstbestimmung und
- das Festlegen eigener Lebensinhalte, Lebensziele und moralischer Normen.

DAS VORGEHEN:
Diverse sozialpsychologische Untersuchungen haben gezeigt, dass die sokratische Methode besonders deutliche, nachhaltige und kognitive Umstrukturierungen erzielt - auch bei Menschen, die besonders veränderungsresistent sind.

Die EXPLIKATIVE SOKRATISCHE GESPRÄCHSFÜHRUNG dient der Beantwortung der „WAS IST DAS?“-Frage und ist für folgende Bereiche indiziert:

(1) Kommunikationsstörungen beheben.
Durch den erarbeiteten Konsens wird die gemeinsame Kommunikationsgrundlage verbessert und die Möglichkeit gefördert, gemeinsame widerspruchsfreie (Lebens-)Ziele zu formulieren.
Themenbeispiel:
„Was ist Verantwortung?“

(2) Eigenverantwortlich Moralvorstellungen, Lebensinhalte und -ziele bestimmen. Die absolute Sicherheit, den objektiven menschlichen Wert oder den wahren Sinn des Lebens gibt es nicht. Hier sind die Klient*innen gefordert, jede*r für sich festzulegen, was sie darunter verstehen möchten, und dann auch selbst die Verantwortung für ihre Sichtweisen und die daraus resultierenden Handlungen oder Konsequenzen zu tragen. Für diese Zieldefinition ist die explikative Dialogtechnik hervorragend geeignet. Nicht nur bei depressiven Patient*innen ist damit die meist unbeantwortete Frage nach dem Sinn des Lebens und den persönlichen Lebenszielen zu bearbeiten.

Themenbeispiele:
„Was ist für mich ein sinnvolles Leben?“
„Was ist für mich moralisch?“
„Was ist für mich ein guter Freund?“

(3) „Negative“ Begriffsklärungen, um rigide Forderungen zu relativieren und unsinnige Ziele zu erkennen. Bei Patient*innen mit Ärger- oder Wutproblemen (dazu gehört auch eine Vielzahl der Patient*innen mit psychosomatischen Beschwerden), die rigide Denkmuster vertreten oder absolute Forderungen an sich, das Schicksal oder die Umwelt stellen oder bei Patient*innen, die Sicherheit oder Gerechtigkeit einfordern, liegt das Ziel in der Erkenntnis, dass der ihrer Forderung zugrundeliegende Begriff nicht tatsächlich existiert (wie z.B. „Sicherheit“), dass es sich dabei um ein KONSTRUKT handelt (z.B. „Gerechtigkeit“) oder dass er nicht sinnvoll definiert werden kann (z.B. der „Wert eines Menschen“). Auf diese Weise können rigide Normen und Moralvorstellungen aufgeweicht, „richtig“ und „falsch“, „gut“ und „schlecht“ relativiert werden. Derartige explikative Dialoge dienen auch dazu, irrationale Konzepte zur Selbstwertbestimmung zu entlarven und dmit die Kriterien
zu verändern, woraus die Patient*innen ihren Selbstwert schöpfen. Eventuell besteht das Ziel auch nur darin, den Patient*innen in den „Zustand innerer Verwirrung“ zu versetzen, um sie in ihren alten Überzeugungen zu verunsichern und damit ihren Widerstand zu senken, andere Sichtweisen in Erwägung zu ziehen.

Themenbeispiele:
„Was ist das: Gerechtigkeit?“
„Was ist ein wertvoller/wertloser Mensch?“
„Was ist sicher?

Die NORMATIVE SOKRATISCHE GESPRÄCHSFÜHRUNG
dient der Beantwortung der „DARF ICH DAS?“-Frage und ist indiziert, wenn es um die Untersuchung ethisch-moralischer Fragestellungen geht.

Typische Themen für normative Sokratische Dialoge sind:
- Darf ich mich von meinem kranken Partner trennen?
- Darf ich abtreiben?
- Darf ich lügen, wenn es mir nützt?
- Darf ich meine Eltern/mein Kind nicht mögen?
- Darf ich aus Profitgründen einen 50-jährigen Familienvater entlassen, der danach vermutlich keine neue Anstellung finden wird?
- Darf ich meine Kinder unterschiedlich gern haben?
- Darf ich etwas tun, obwohl ich weiß, dass andere dann traurig wären?
- Darf ich den Pflegewunsch meiner Mutter/meines Vaters ablehnen?“

FUNKTIONALE SOKRATISCHE DIALOGE
dienen der Beantwortung der „SOLL ich das?“-Frage und sind indiziert, wenn es darum geht,

- die Funktionalität einer Einstellung oder Handlung zu prüfen, um im Konfliktfall durch Erarbeiten einer Zielhierarchie entscheiden zu können,
- welche Alternative zielführender ist,zu prüfen, ob Verhaltensweisen kurz- oder langfristig zielführend sind,
- Vermeidungsverhalten oder Rationalisierungen zu entlarven.

Typische Themen für funktionale Sokratische Dialoge sind:
- Soll ich heiraten?
- Soll ich dieses Kind abtreiben?
- Sollte ich diese Beziehung/diese Beschäftigung aufgeben, um nach einer besseren zu suchen?
- Soll ich (weiter-)studieren?
- Soll ich mich vorzeitig pensionieren lassen?“

Funktionale sokratische Dialoge finden oft im Coaching-Bereich Anwendung.